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Mehr Pflegestellen notwendig

Tierschutzverein beklagt viele kranke Katzen in Langen und Handrup

Sie leiden unter FIP, Parasiten oder Missbildungen: Um verwilderte Hauskatzen sorgt sich der Tierschutzverein La Gula Lupis, auch in Handrup gebe es viele. Die Samtgemeinde müsse eingreifen, meint die Vereinsgründerin.

Beim Überqueren der Lengericher Straße in Langen laufen verwilderte Hauskatzen Gefahr, von Autos erfasst zu werden. „Allein diese Woche sind drei Katzen überfahren worden“, erzählt Nicky van Loveren. Die gebürtige Niederländerin und Gründerin des Tierschutzvereins La Gula Lupis wohnt selbst an der Lengericher Straße. Sie sei von weiteren Anwohnern angesprochen worden, ob sie etwas tun könne.

Die Katzen haben meist FIP oder Parasiten
„Unser Verein hat schon 73 der Katzen aufgenommen. Von diesen meist jungen Katzen, die wir an Pflegestellen vermittelt haben, sind ungefähr 80 Prozent gestorben“, sagt van Loveren. Der Grund dafür: Die gesundheitliche Konstitution der Katzen sei einfach zu schlecht gewesen.

Die meisten waren viel zu klein für ihr Alter, zeigten Missbildungen, vermutlich durch Inzucht, litten an feliner infektiöser Peritonitis (FIP) oder hatten Parasitenbefall, schildert van Loveren. Die acht verwilderten Hauskatzen in Handrup, die eine Anwohnerin La Gula Lupis gemeldet habe, mussten alle eingeschläfert werden. Die Diagnose FIP stellte praktisch ihr Todesurteil dar. „Es ist schrecklich, auch für die Tierärztin und mich“, meint van Loveren verzweifelt.

Allerdings sagt sie auch: „Man kann dagegen etwas tun!“ Was die Langener Katzen betrifft, so sei bekannt, woher der immer neue Nachwuchs stamme. Nur kümmere dies niemanden. Sie ist überzeugt: Wären es Hunde, so hätten die Behörden schon längst eingegriffen.

Der Knackpunkt ist, dass es sich bei diesen Katzen um herrenlose Tiere handelt. Im Gegensatz zu einem Fundtier ist niemand für sie zuständig, offiziell zumindest. Der Tierschutzverein La Gula Lupis sieht dies jedoch anders. „In Deutschland gibt es keine Wildkatzen, nur verwilderte Hauskatzen. Auch eine herrenlose Katze hat demzufolge einmal jemandem gehört“, meint van Loveren.

Beratungen über Kastrationspflicht
Herrenlose Katzen werden derzeit in der Samtgemeinde Lengerich nicht aufgenommen, bestätigt Samtgemeindebürgermeister Matthias Lühn auf Anfrage. „Über das zukünftige Vorgehen in Abstimmung mit den Nachbarkommunen wird derzeit beraten“, sagt er. Dasselbe gelte für eine Kastrationspflicht: „Generell könnte eine Kastrationspflicht ein geeignetes Mittel sein, um gegen die beschriebenen Probleme vorzugehen.“ Auch hierüber liefen Beratungen.

Van Loveren und dem Verein La Gula Lupis geht dies zu langsam: Auch jetzt schon könne die Samtgemeinde eingreifen, so die Überzeugung der Tierschützer.

Kapazitäten im Tierheim Lingen ausgeschöpft
Zwar könne sie sich mit den Katzen an das Tierheim in Lingen wenden, aber sie weiß auch, dass die Kapazitäten dort bereits ausgeschöpft sind. Die Lösung bestehe in konsequenter Katastration sowie im Chippen und im tierärztlichen Prüfen der korrekten Halterdaten bei gechippten Katzen.

Darüber hinaus sei es eine gangbare Methode, einen festen Futterplatz für die ausgewilderten Katzen in Langen einzurichten. Dort könnten die Tiere dann überwacht werden. Van Loveren: „Katzen sind Gewohnheitstiere. Man könnte sie auf diese Weise gut kontrollieren, beispielsweise auf Parasiten oder Krankheiten, und so könnte man auch feststellen, ob neue Tiere von außen dazugekommen sind. So kann die Gruppe dieser herrenlosen Katzen auf Dauer auf natürlichem Weg aussterben.“

Katzen als Mäusefänger auf Bauernhöfen
La Gula Lupis, ein rein spendenfinanzierter Tierschutzverein, habe zudem gute Verbindungen zu landwirtschaftlichen Betrieben, die die kastrierten Tiere gern als Mäusefänger bei sich leben lassen. Der Verein, den Nicky van Loveren vor 30 Jahren in den Niederlanden und dessen Pendant vor zehn Jahren in Deutschland gegründet hat, ist besorgt, da die sogenannten Herbstkatzen erst noch kommen: „Wir brauchen mehr Pflegestellen!“

Van Loveren selbst hält einige wenige Katzen im Haus. „Es wäre falsch verstandene Tierliebe, wenn ich so viele Tiere wie möglich aufnehmen würde“, betont die Niederländerin, die noch vor einem ganz anderen Problem steht. Das Haus, in dem die Mutter von drei Töchtern sowie ein weiterer Mitbewohner leben, muss die Hausgemeinschaft bis zum 1. Oktober räumen. Der Vermieter habe Eigenbedarf angemeldet. „Wir wissen nicht wohin. Ab dem ersten Oktober sind wir obdachlos“, sagt van Loveren.

Neues Projekt an neuer Stelle
Auf dem Gelände an der Lengericher Straße waren bereits Anfänge eines neuen Projektes zu sehen: Der neugegründete Verein „Tier und Arbeit“ wollte Praktikumsstellen für junge Menschen bieten, die aus problematischem Umfeld kommen. „Wir möchten diese Arbeit an einem anderen Ort weiterführen“, hofft die Mutter und Tierschützerin auf ein neues Mietobjekt im nahen Umkreis.